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Theoretische Modelle und ihre Anwendung in der Praxis



In allen Bereichen des Lebens treffen wir täglich eine Menge an Entscheidungen, ohne über diese groß nachzudenken. Dazu nutzen wir unterschiedliche Modelle, die jedoch nur annährend der Wirklichkeit entsprechen. Wenn Sie sich beispielsweise den Wetterbericht ansehen, bevor Sie aus dem Haus gehen, verlassen Sie sich auf unzählige unvollkommene Annahmen, die in einem meteorologischen Vorhersagemodell getroffen wurden. Dieses und andere Modelle können bis zu einem gewissen Grad nützlich sein. Allerdings weiß jedoch jeder, der schon einmal von einem unerwarteten Regenschauer überrascht wurde, dass Modelle auch ihre Grenzen haben. Professionelle Investoren nutzen Modelle, um anhand der gewonnenen Erkenntnisse fundierte Anlageentscheidungen treffen zu können. Ähnlich zum Wetter lassen sich die Finanzmärkte durch ein Modell, welches nur eine annähernde Abbildung der Wirklichkeit ist, jedoch nicht vollständig erklären. Die Finanzmarktforschung beschäftigt sich sehr stark damit, Finanzmarktmodelle zu erforschen und verbessern. Oftmals dreht sich die Diskussion dabei um die Frage, welches Modell „besser“ ist. Dies wird jedoch wohl kaum zu einem Ergebnis führen: Die Brauchbarkeit eines theoretischen Modells lässt sich nur dann beurteilen, wenn auch den Nutzer des Modells sowie die Anwendung des Modells berücksichtigt werden.

Nehmen wir ein anderes Beispiel: Ein einfaches Modell unserer Erde stellt diese als perfekte Kugel dar. Dieses Modell mag für Lehrer sinnvoll sein, um Schülern das Sonnensystem näher zu erklären, oder auch für die Hersteller von Globen. Ein Forscher, der jedoch anhand dieses Modells die Welt umsegeln will, wäre wahrscheinlich überrascht, wenn er plötzlich vor einer Bergkette stünde, die auf der einfachen Kugel nicht abgebildet ist. Ähnlich dazu sollten Anleger Modelle beurteilen und sowohl den Nutzer als auch die Anwendung eines Modells sorgfältig betrachten. An den öffentlichen Finanzmärkten entspricht die Effizienzmarkthypothese einem Modell, dem zufolge Wertpapierpreise alle verfügbaren Informationen widerspiegeln. Dieses Modell zeigt Anlegern, dass sie sich auf Preise verlassen können und es sich nicht lohnt, diese vorhersagen zu wollen, da Wertpapierpreise von Millionen Anlegern weltweit in Echtzeit festgelegt werden. Diese Erkenntnis wird auch durch zahlreiche Studien zur Leistung traditioneller aktiver Investmentmanager bestätigt.[1] Gleichzeitig bedeutet es jedoch nicht, dass dieses Modell Anleger vor Fehlern schützt. Vielmehr müssen Anleger nach wie vor besonderes Augenmerk auf die Umsetzung des Modells in die Praxis legen. In diesem Sinn sollten Privatanleger bei der Beurteilung unterschiedlicher Investmentansätze ermitteln, inwieweit der jeweilige Investmentmanager in der Lage ist, die aus Modellen abgeleiteten Ideen effektiv zu testen und entsprechend anzuwenden. Managern, die klar und deutlich erklären können, wie sie Forschungsergebnisse auslegen und nutzen, kann in der Regel mehr Vertrauen entgegengebracht werden als jenen, die weniger transparent arbeiten. Wenn Anleger sich für einen Investmentmanager entscheiden, der wissenschaftliche Ergebnisse der Finanzmarktforschung transparent und effektiv in die Praxis umsetzt, können sie ihre Chancen auf eine positive Investmenterfahrung deutlich erhöhen.

 

[1] Siehe besipielsweise Fama und French (2010), „Luck vs. Skill in the Cross Section of Mutual Fund Returns“.



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